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Im Norden der Fränkischen Schweiz gibt es einen magischen Ort, der so unwirklich erscheint, als sei er direkt aus Shakespeares Sommernachtstraum entsprungen: Die Rede ist von dem kleinen Dorf Sanspareil in Oberfranken.
Sanspareil liegt im Norden der Fränkischen Schweiz in Oberfranken. Der kleine Ort mit dem klangvollen Namen ist so einzigartig, dass man meinen könnte, er sei einem Traum entsprungen:
Eine mittelalterliche Burg, die erhaben auf einem Felsen thront, umgeben von einer Rokoko-Landschaft aus Lustgärten, Felsformationen und Grotten, die eingebettet in einen etwa 13 Hektar großen Buchenhain liegt.
Es ist der Sehnsuchtsort des Bayreuther Markgrafenpaares Friedrich und Wilhelmine, die sich hier inmitten der herrlichen Naturlandschaft einst einen Vergnügungsort für laue Sommertage schufen.
Heute gehört Sanspareil zu den schönsten Sehenswürdigkeiten im Naturpark Fränkische Schweiz und eignet sich bestens für einen Tagesausflug ins Grüne. Wir haben uns an einem warmen Frühlingstag aufgemacht, dieses Kleinod in der Nähe von Bayreuth zu besuchen.
So viel können wir euch schon verraten: Wir waren absolut hingerissen! In diesem Beitrag verraten wir euch, was es in Sanspareil alles zu entdecken gibt und warum wir finden, dass dieser Ort absolut magisch ist!
Tipp: Der klangvolle Name „Sanspareil“ [sɑ̃paˈʀɛj] stammt übrigens aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „ohnegleichen“. Im oberfränkischen Wonsees konnte sich die französische Intonation jedoch nie wirklich durchsetzen. Unter Einheimischen kennt man das markgräfliche Gartenparadies eher unter dem Namen „Sansbareil“. Wenn ihr euch also nicht gleich als Touristen outen wollt: Say it auf Fränkisch.
Sanspareil liegt im Dreieck zwischen Hollfeld, Kulmbach und Bayreuth. Nun könnte man meinen, dass man bei einer Fahrt durch die Fränkische Schweiz früher oder später ohnehin hier landet. Schließlich führen viele Wege nach Sanspareil, oder?
Wüssten wir jedoch nicht, dass sich hier ein echtes Juwel befindet, würden wir wahrscheinlich glatt daran vorbei fahren. Denn das beschauliche Sanspareil liegt ziemlich gut versteckt in einem kleinen Waldgebiet.
Dabei ist es gar nicht so einfach, Sanspareil mit einem Wort zu beschreiben: Ein Felsengarten? Ja, aber auch ein Landschaftsgarten mit Rokoko-Elementen, einem Gartenschlösschen und einer Naturbühne für Theateraufführungen. Ach ja, und eine mittelalterliche Burg gibt es auch noch.
Genau diese einzigartige Mischung ist es, die Sanspareil in unseren Augen zu etwas ganz Besonderem macht: Mittelalter-Romantik, barocke Gartenarchitektur und mystische Felsformationen, eingebettet in einen jahrhundertealten Buchenhain. Es ist fast, als ob man hier durch mehrere Ebenen zurück in der Zeit reist, und das alles an einem Tag!
Lediglich die Autos, die sich im Sekundentakt durch das kleine Dorf schieben, erinnern uns daran, dass wir tatsächlich im 21. Jh. sind. Außerdem ist an diesem Frühlingstag auch eine ganze Menge los. Die Idee, das herrliche Wetter für einen Tagesausflug zu nutzen, hatten offenbar nicht nur wir.
Auf den ersten Blick wirkt Sanspareil recht klein und überschaubar. Doch der Schein trügt: Bei unserer Ankunft befinden wir uns quasi im Zentrum der Parkanlage, die aus dem Morgenländischen Bau und der Burg Zwernitz besteht, die hoch auf einem Felsen wie eine stille Beobachterin über das Geschehen wacht.
Auf den Wiesen blühen überall Tulpen und Narzissen und auch die Obstbäume und Schlehensträucher stehen um diese Jahreszeit in voller Blüte. Die wunderschönen alten Bauernhäuser ringsherum machen die ländliche Idylle perfekt.
Hinter dem Morgenländischen Bau erstreckt sich der Buchenhain, auf dessen verschlungenen Pfaden ihr etwa 17 km durch den Felsengarten wandern könnt. Es lohnt sich also, für euren Sightseeing-Tag in Sanspareil genügend Zeit mitzubringen, damit ihr in Ruhe auf Entdeckungstour gehen könnt.
Unser erstes Ziel ist die Burg Zwernitz. Die mittelalterliche Burganlage aus dem 12. Jh. wurde einst auf einem riesigen Dolomitfelsen erbaut und war ursprünglich im Besitz der Walpoten. Später ging sie an verschiedene Grafen aus der Region über, die von hier aus ihre Angelegenheiten verwalteten.
Zu ihnen gehörte zuletzt auch das Markgrafenpaar Friedrich und Wilhelmine von Bayreuth. Mitte des 18. Jh. integrierten sie die Burg in ihre barocke Traumlandschaft vor der malerischen Kulisse der Fränkischen Schweiz. Ihrem neu entstandenen Gesamtkunstwerk gaben sie schließlich den Namen „Sanspareil“, den das oberfränkische Dorf auch heute noch trägt.
Heute sind die Burg Zwernitz sowie die umliegenden Gebäude im Besitz der Bayerischen Schlösserverwaltung und stehen Besuchern zur Besichtigung offen. In den Räumlichkeiten der Burg findet ihr u. a. eine Dauerausstellung über die höfische Jagd, die zur Zeit der Markgrafen ein wichtiges, repräsentatives Event darstellte und eine große Rolle im höfischen Leben spielte.
Auch interessant: Durch die günstige Lage der Burg hoch oben auf dem Dolomitfelsen war es den Bewohnern von Sanspareil früher sogar möglich, mithilfe von Rauchzeichen mit der nahegelegenen Plassenburg in Kulmbach zu kommunizieren.
Adresse: Burg Zwernitz, Sanspareil 29, 96197 Wonsees. Alle Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen findet ihr hier.
Tipp: Den besten Ausblick auf die Burg habt ihr übrigens von dem gegenüberliegenden Zschokkefelsen aus. Dahinter liegt auch das Pferdeparadies Sanspareil, das für Kinder diverse Aktivitäten anbietet wie Pony- oder Eselreiten, aber auch Spaziergänge oder Schnitzeljagden mit den Tieren. In dem kleinen Hofcafé werdet ihr außerdem mit Kaffee und Kuchen versorgt.
Nach unserer kurzen Erkundungstour auf Burg Zwernitz begeben wir uns erst einmal wieder zurück in den kleinen Rokoko-Garten. Der berühmte Morgenländischen Bau, der hier auf einer kleinen Anhöhe liegt, wurde einst im Stil einer orientalischen Kuppelmoschee konzipiert.
Das hübsche Gartenschlösschen diente dem Markgrafenpaar seinerzeit als Sommerpalais und markiert den Eingang in den dahinter liegenden Felsengarten.
Tipp: In den Innenräumen könnt ihr noch die ursprünglichen Wandvertäfelungen mit chinesischen Motiven bestaunen, die zeigen, wie man sich damals den fernen Osten vorgestellt hat. Alle Informationen zu Eintrittspreisen und Führungen findet ihr hier.
Wir können uns richtig gut vorstellen, wie hier einst in lauen Sommernächten rauschende Feste mit Tanz und Musik bis in die Nacht hinein gefeiert wurden. Als die höfischen Gäste das kleine Paradies, das Markgräfin Wilhelmine hier geschaffen hatte, erstmals erblickten, sollen sie gerufen haben: „C’est sans pareil!“ (Das ist ohnegleichen!). Und das ist es wirklich.
Denn die weitläufige Parkanlage rund um den orientalischen Kuppelbau schließt auch die ursprüngliche Felslandschaft und den Buchenhain mit ein. Nicht umsonst steht das gesamte Areal um Sanspareil heute unter Denkmalschutz.
Tipp: Selbst, wenn ihr das kleine Palais nicht von innen besichtigt, lohnt es sich, einmal kurz um das Gebäude herumzugehen. Hier haben wir nämlich zufällig entdeckt, dass aus dem kleinen Innenhof eine Buche ragt. Ziemlich eindrucksvoll, oder?
Direkt gegenüber des schmucken Gartenschlösschens gibt es ein kleines Café, das sich in dem ehemaligen Küchenbau befindet. Er ist das einzige Nebengebäude der Rokoko-Anlage, die ursprünglich aus insgesamt vier Bauten bestand, das noch erhalten ist.
Auf der kleinen Sonnenterrasse des Schloßcafés könnt ihr bei Kaffee und Kuchen den Blick auf den Rokoko-Garten mit seinen Buchshecken und symmetrisch angeordneten Blumenbeeten genießen und die ersten Sonnenstrahlen des Jahres einfangen.
Wir haben uns stattdessen Küchle und Eiskaffee to go gegönnt und beides mit auf unseren Spaziergang durch den Felsengarten genommen.
Adresse: Opels Schloßcafé, Sanspareil 32, 96197 Wonsees
Unser Weg durch den angrenzenden Felsengarten Sanspareil führt uns nun vorbei an riesigen Felsformationen mit kleinen Schlupfwinkeln, Verstecken und Grotten. Das Besondere:
Markgräfin Wilhelmine ließ den Felsengarten einst nach dem literarischen Vorbild eines Romans gestalten, der zu ihrer Zeit ziemlich „en vogue“ war, nämlich „Die seltsamen Begebenheiten des Telemach“.
In dem Abenteurroman des französischen Autors François de Fénelon begibt sich Telemach, der Sohn des griechischen Gottes Odysseus, auf die Suche nach seinem Vater. Auf seiner Reise erlebt er unzählige Abenteuer und landet schließlich auf der Insel Ogygia, der Heimat der Nymphe Kalypso, die sich untersterblich in ihn verliebt.
Wilhelmine war so begeistert von der Liebesgeschichte der beiden, dass sie den kleinen Buchenhain mit den mystischen Felsformationen in die sagenumwobene Insel der Kalypso verwandeln wollte. Dafür ließ sie die Felsen aufwändig umgestalten, integrierte Steintreppen und kleine Aussichtspunkte und ließ kleine Höhlen und Grotten ausheben.
In dieser neuen, alten Welt tragen die Felsen verheißungsvolle Namen wie „Kalypsogrotte“, „Felsen der Liebe“, oder „Belvedere“ aber auch „Bärenhöhle“ oder „Hühnerloch“. Wirklich beeindruckend, wenn man bedenkt, zu welcher Zeit das alles hier entstanden ist. Zumal Sanspareil ja nun wahrlich nicht das einzige Großprojekt der Bayreuther Markgräfin war.
Entlang der beschilderten Wege wandern wir so von Felsen zu Felsen durch den Buchenhain. Dabei bleiben wir immer wieder bei den Schautafeln hängen, die uns mehr über die Geschichte der unzähligen Kunstwerke aus Stein verraten.
Schließlich gelangen wir zu dem letzten Highlight unseres Besuchs: Dem Felsentheater. Das kleine Ruinentheater aus Bruchsteinen liegt so gut hinter einem riesigen Felsen versteckt, dass wir es fast übersehen hätten. Deshalb staunen wir nicht schlecht, als wir uns plötzlich in der Grotte der Kalypso befinden, die gleichzeitig auch die Bühne des Naturtheaters darstellt.
Schon zu Wilhelmines Zeiten wurden hier einst Theaterstücke aufgeführt, ebenso wie in dem Felsentheater der berühmten Eremitage in Bayreuth. Besonders jetzt, da es in das sanfte Licht der Nachmittagssonne getaucht ist, wirkt es auf uns nahezu mystisch! Der perfekte Abschluss für unseren Frühlingstag in Sanspareil!
Tipp: In dem wunderschönen Rokoko-Theater werden auch heute noch Theaterstücke der Studionbühne Bayreuth aufgeführt, die das einzigartige Ambiente des 18. Jh. wieder aufleben lassen. Alle Informationen hierzu sowie den Spielplan der Studiobühne Bayreuth findet ihr hier. Da der Zuschauerraum nur teilweise überdacht ist, solltet ihr euch neben Sitzkissen auf jeden Fall auch wetterfeste Kleidung mitnehmen!
Anfahrt: Sanspareil liegt in der Fränkischen Schweiz im Dreieck zwischen Bayreuth, Kulmbach und Hollfeld. Am besten erreicht ihr den kleinen Ort mit dem Auto. Parkmöglichkeiten findet ihr reichlich vor Ort direkt unterhalb des Morgenländischen Baus.
Adresse: Sanspareil 34, 96197 Wonsees
Öffnungszeiten: Die Öffnungszeiten für den Morgenländischen Bau sowie die Burg Zwernitz findet ihr auf den Seiten der Bayerischen Schlösserverwaltung. Die Parkanlage könnt ihr jederzeit besuchen.
Eintritt: Der Zugang zum Felsengarten sowie zum Ruinentheater ist das ganze Jahr über kostenlos. Die Eintrittspreise für die Burg Zwernitz sowie den Morgenländischen Bau erfahrt ihr hier.
Sanspareil ist das ideale Ausflugsziel für einen warmen Frühlingstag in der Fränkischen Schweiz. Besonders die einzigartige Mischung aus malerischer Felsenkulisse, mystischen Waldwegen, dem Rokoko-Garten und der mittelalterlichen Burg hat uns richtig gut gefallen. Wir freuen uns schon, wenn wir im Sommer zurückkehren und uns erneut auf Entdeckungstour durch den Buchenhain begeben können!
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