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Der Hamburger Fischmarkt gehört zu einem kulinarischen Sightseeing-Programm definitv dazu. Auch wir wollten uns dieses Schauspiel bei unserem ersten Hamburg-Besuch auf keinen Fall entgehen lassen.
Für unseren Besuch auf dem Hamburger Fischmarkt stehen wir extra früh auf, damit wir auch ja nichts verpassen. Offiziell öffnet der Markt im Sommer um 5.00 Uhr. Bis 9.30 Uhr wird dann alles verkauft, was nicht niet- und nagelfest ist: Pflanzen aus Holland, Obst- und Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren, Souvenirs und sogar lebende Hühner oder Kaninchen.
Dass der Markt so früh am Morgen stattfindet, hat tatsächlich einen historischen Hintergrund: Damit die Leute rechtzeitig zum Sonntagsgottesdienst erscheinen konnten, musste bis spätestens halb 9 alles erledigt sein. Folglich musste man umso früher da sein, wenn man die frischeste Ware ergattern wollte.
Mittlerweile hat sich eine ganz neue Tradition etabliert: Wer es richtig machen will, feiert die Nacht von Samstag auf Sonntag durch und pilgert dann direkt von der Reeperbahn zum Hamburger Fischmarkt. Und dort ist die Party auch noch lange nicht zu Ende.
Bei unserer Ankunft um 5.30 Uhr ist die Party von Samstagnacht in der Altonaer Fischauktionshalle daher noch in vollem Gange. Viele Partygänger haben sich in der Morgendämmerung auch um die Imbissstände versammelt und stillen ihren Heißhunger mit frisch zubereiteten Fischbrötchen – genau das Richtige nach einer durchzechten Nacht auf der Reeperbahn.
Uns steht der Sinn zu Beginn unserer Tour aber erst einmal nach Kaffee. Der lässt auch nicht lange auf sich warten: Unweit der Auktionshalle entdecken wir schon die nächste Traube Partygänger, die sich singend und tanzend um einen kleinen Anhänger versammelt hat, aus dem laute Reggae-Musik ertönt.
Und mittendrin steht ein hochgewachsener Mann mit Rasta-Frisur und macht Kaffee, während er selbst zu „Positive Vibration“ von Bob Marley mitwippt. „Lecker, lecker“, ruft er im Tackt der Musik, um seinen Kaffee anzupreisen. Der stylische Kaffeewagen mitten auf dem Hamburger Fischmarkt ist die persönliche Party-Bühne von Barista Jessy Greaves.
Mit seiner unkonventionellen Art sorgt der sympathische „Rasta-Barista“, der ursprünglich aus Barbados stammt, für genau die richtige Stimmung an diesem Sonntagmorgen: „Wie willst du deinen Kaffe, Baby?“, fragt er mich mit einem verschmitzten Grinsen: „Schwarz wie ich oder weiß wie du?“
Seine Flirt-Sprüche kommen bei den weiblichen Kundinnen gut an. Bei den männlichen Kunden gibt sich Jessy betont kumpelhaft: „Hier Buddy, aber Vorsicht, it’s hot! Wie die Schnecke neben dir!“. Mit so viel Entertainment und Karibik-Vibes haben wir so früh am Morgen wirklich nicht gerechnet. Aber da sieht man mal wieder, das wir blutige Hamburg-Anfänger sind.
Jessys fantastischen Kaffee genießen wir dann an der Uferpromenade am Rande des Fischmarkts. Dabei beobachten wir die vorbei fahrenden Schiffe, die so früh am Morgen bereits geschäftig ihre Routen abfahren. Auch die Möwen drehen um den Fischmarkt herum ihre Runden, in der Hoffnung, einen Leckerbissen abzustauben. Die wissen schon ganz genau, wo es etwas zu holen gibt.
Allmählich finden sich immer mehr Leute auf dem Fischmarkt ein, darunter natürlich auch viele Touristen. Schaulustige und Schnäppchenjäger haben sich um die Marktstände der Händler versammelt und lassen sich die unterschiedlichsten Waren präsentieren. Die kecken Sprüche der Marktschreier gibt es gratis oben drauf:
„Ihr seid auf dem Fischmarkt und kauft Obst, oder was?“, tönt es aus einer Fischbude quer über den Platz. Der Spruch gilt zwei Mädels, die kichernd mit zwei großen Körben voller Obst vorbei schlendern. Aus der anderen Ecke ruft auch schon Nudel-Olli, der seine roten Tüten randvoll mit Pasta hoch hält: „Hey, nicht weglaufen, ich brauche euer Geld!“
Ein wirklich verrücktes Spektakel, das hier geboten wird. Die Ware geht hier tüten- und kiloweise über die Theken oder wird auch mal direkt ins Publikum geworfen. Alles ist besonders gut und besonderes billig, und natürlich nur heute zum Super-Sonderpreis.
Die Taktik geht auf. Auch wir lassen uns zwischen den Verkaufsständen hin und her treiben. Immer dort hin, wo gerade am lautesten geschrien wird. Zum Glück sind wir nach Hamburg mit dem Zug gereist, sodass 10 Kilo Pasta in der Tüte oder eine Orchidee aus Holland doch unseren Gepäckrahmen sprengen würden.
Mittlerweile knurrt auch uns der Magen. Kurz überlegen wir noch, ob wir wirklich so früh am Morgen schon ein Fischbrötchen essen können. Selbst das bayerische Weißwurstfrühstück, das für viele ja auch eher gewöhnungsbedürftig ist, findet zu einer weitaus humaneren Uhrzeit statt. Zumindest nach bayerischen Maßstäben.
Aber wegen der Fischbrötchen sind wir ja schließlich hier. Unser nächstes Ziel ist also einer der zahlreichen Verkaufsstände. In den Auslage liegen die belegten Brötchen mit Krabben, Lachs, Aal und Hering bereits bereit. Jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit. Also Augen zu und durch!
Zugegeben, wir wissen bis heute nicht genau, ob es an der einzigartigen Atmosphäre lag, aber unsere Krabbenbrötchen waren wirklich einmalig lecker! Der Blick auf die Elbe, dazu eine sanfte Meeresbrise, das Getümmel und lustigen Sprüche der Marktschreier – in so einem Fischbrötchen steckt so viel mehr, als man denkt!
Auch die voll gepackten Obst- und Gemüsekörbe, die es auf dem Fischmarkt zu kaufen gibt, sind ein absoluter Blickfang. Mehr Vitamine bekommt man sonst wohl kaum so wunderhübsch verpackt. Auch die Weidekörbe mit Hamburg-Aufdruck sind ein nettes Souvenir.
Ein ganzer Korb voll Obst wäre für uns beide dann doch etwas zu viel gewesen. Schließlich wollten wir unser Sightseeing-Programm direkt danach fortsetzen. Die leuchtenden Blaubeeren lachen uns jedoch so an, dass wir uns kurzerhand noch eine Schale für unterwegs mitnehmen.
So neigt sich unser Besuch auf dem Hamburger Fischmarkt allmählich dem Ende zu. Für uns geht es direkt im Anschluss an unseren Bummel erst einmal weiter mit der Fähre nach Blankenese, die uns in das berühmte Treppenviertel Hamburgs bringt.
Unser erster Besuch auf dem Hamburger Fischmarkt war wirklich ein ganz besonderes Erlebnis. Auch wenn sich hier mittlerweile hauptsächlich Touristen tummeln (da sind wir keine Ausnahme), herrscht auf dem berühmtesten Markt Hamburgs eine ganz eigene Stimmung, die ihr unbedingt erlebt haben solltet!
Ein bisschen bereut haben wir, dass wir unsere Partynacht auf der Reeperbahn nicht auf den Samstag gelegt hatten. Die vielen gut gelaunten Reeperbahn-Pilger tragen maßgeblich zu der entspannten Atmosphäre bei. Dieser kurzen Zeit zwischen Nacht und Morgen auf dem Fischmarkt wohnt eine ganz eigene Magie inne, bevor sich kurz darauf auch die Touristen in Scharen einfinden. Daher unser Tipp: Nutzt die Gelegenheit und verbindet diese beiden Hamburg-Must-Dos, um den Moment voll auszukosten!
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