Lesedauer 5 Minuten
Wusstet ihr, dass Königsberger Klopse zu den beliebtesten Gerichten der Deutschen zählen? Hier erfahrt ihr alles über das beliebte Traditionsgericht aus Deutschland, was es so besonders macht und natürlich unser Rezept für Königsberger Klopse!
Wenn wir an Königsberger Klopse denken, haben wir sofort deftige deutsche Hausmannskost und DDR-Küche im Sinn. Die leckeren Hackfleischbällchen in heller Kapernsauce sind aus Firmen- und Schulkantinen nicht wegzudenken; ebenso werden sie auch gerne Sonntagmittag zum Familienessen aufgetischt. Damit, so könnte man meinen, wäre ja schon alles gesagt, oder?
Weit gefehlt! Tatsächlich gehören die Königsberger Klopse zu den absoluten Lieblingsgerichten der Deutschen. Ihr Bekanntheitsgrad liegt laut einer Forsa-Umfrage sogar noch vor international bekannten Klassikern wie den Bayerischen Weißwürsten oder den Schwäbischen Maultaschen. Hättet ihr das gedacht? Wir fanden das ziemlich interessant und dachten uns: Hinter diesem Gericht muss also weit mehr stecken, als man auf den ersten Blick vermutet!
Als wir damit begannen, uns mit der Geschichte dieses Deutschen Klassikers zu beschäftigen, merkten wir schnell, dass wir es hier mit einem faszinierendem kulinarischen Kulturgut zu tun haben, dem wir hier einmal näher auf den Grund gehen wollten…
Fangen wir einfach mal beim Offensichtlichen an und arbeiten uns dann langsam vor: Königsberger Klopse stammen, wie der Name bereits vermuten lässt, aus Königsberg – aus eben dem Königsberg, in dem auch der berühmte deutsche Philosoph Immanuel Kant wirkte und u.a. seine „Kritik der reinen Vernunft” verfasste.
Damals, im 18. Jh., war Königsberg preußische Haupt- und Residenzstadt. Beides, die Klopse und Kant also, ein durch und durch preußisches Phänomen. Heute gehört die ehemals preußische Stadt übrigens zu Russland, denn 1946 ging Königsberg an die Sowjetunion und trägt seitdem den Namen Kaliningrad.
Aber was ist denn nun überhaupt ein „Klops“? Falls ihr euch das auch gefragt, kommt hier die Antwort: In Nord- und Ostdeutschland bezeichnet man damit kleine Fleischklöße oder einfach Fleischbällchen. Die leckeren Hackfleischbällchen in heller Sauce wurden im Ostpreußen des 19. Jh. gerne an Sonn- und Feiertagen serviert.
Seitdem tauchen sie auch unter den Namen „Saure Klopse“, „Preußische Klopse“, „Danziger Klopse“ oder auch „Klopse mit Sardellen“ in deutschen Kochbüchern auf. Das Attribut „Königsberg“ kam wohl erst später hinzu.
Bemerkenswert an diesem typisch deutschen Gericht ist vor allem die Tatsache, dass gerade die Zutaten, die ihm seinen besonderen Geschmack verleihen, bemerkenswert „undeutsch“ sind: nämlich Kapern, Sardellen und Zitrone – alles Zutaten, die wir eher der Mittelmeerküche zuschreiben.
Nun hilft es natürlich zu wissen, dass das ehemalige Königsberg eine reiche Hansestadt an der Ostsee war, in die Waren aus der ganzen Welt und somit natürlich auch aus dem Mittelmeerraum gelangten. So lässt sich zumindest schon einmal erklären, wie in ein traditionell preußisches Fleischgericht exotische Zutaten wie Kapern, Zitronen und Sardellen gelangen, die ein völlig neues Geschmackserlebnis für die damalige Zeit boten.
Es liegt auf der Hand, dass diese Zutaten damals nicht nur selten, sondern auch teuer waren, weshalb dieses Gericht wohl eher den wohlhabenderen Familien vorbehalten war. Auch die traditionelle Zubereitung der Fleischbällchen mit dem weitaus edleren Kalbshackfleisch lässt darauf schließen, dass die Königsberger Klopse alles andere als alltäglich waren.
Sie waren vielmehr ein absoluter Luxus, den man sich nur an Sonn- und Feiertagen gönnte. Dazu wurden klassischerweise Salzkartoffeln und eingelegte Rote Bete serviert. Ein wahres Festmahl!
Hättet ihr’s gewusst?: Schon die Preußen hatten offenbar erkannt, das Kapern hervorragend mit Kalbfleisch harmonieren. Heute finden wir diese Geschmackskombination noch in Gerichten wie dem italienischen Vitello Tonnato.
Auch die Garnitur des echten Wiener Schnitzels besteht aus einer Zitronenscheibe mit einer Kaper, die in ein Sardellenfilet eingewickelt ist – Zufall? Keineswegs, denn mithilfe dieser Zutaten, die alle einen intensiven Eigengeschmack haben, konnte man früher den Geschmack von Fleisch, das vielleicht nicht mehr ganz frisch war, etwas übertönen.
Auch in der ehemaligen DDR waren die gekochten Fleischklopse aus Königsberg überaus beliebt. Hier erfuhr das einst luxuriöse Gericht die Verwandlung, die es zu dem bodenständigen Alltagsgericht werden ließ, wie wir es heute kennen.
Die Beschaffung von Lebensmitteln war in der DDR ja oft so eine Sache. Doch natürlich wusste man sich auch da zu helfen und machte aus der Not eine Tugend: Statt dem teuren Kalbsfleisch verwendete man für die Fleischbällchen das preiswertere Schweinefleisch.
Die Sardellen, mit denen die Klopse einst noch verfeinert wurden, wurde durch den gängigeren Hering ersetzt, meist jedoch gleich ganz weggelassen. Wer keine Kapern bekam, nahm stattdessen fermentierte Erbsen. Anstatt mit Zitrone schmeckte man die Mehlschwitze mit Essig ab, um ihr der hellen Sauce typisch säuerliche Note zu verleihen.
Angepasst an die Bedürfnisse und den Geschmack der Zeit, wurden die Königsberger Klopse schnell zu einem der beliebtesten Gerichte der DDR. Sie waren nicht nur preiswert, auch ihre Zubereitung nahm nicht allzu viel Zeit in Anspruch, weshalb sie sich schnell zum Alltagsgericht mauserten und damit auch langfristig Einzug in die Kantinen und die Schulspeisung fanden.
Tipp: Die hübschen Accessoires für dieses Rezeptfoto haben wir online gefunden: Die dekorative Vintage Schere ist aus dem Etsy-Shop von IB Laursen*, eine große Farbauswahl an Bindfäden findet ihr im Etsy-Shop von Fuwi*. Die kleinen Souffléschalen bekommt ihr bei Tischwelt*.
Dass dieses traditionelle Gericht aus Ostpreußen eine so bewegte Geschichte hat, fanden wir sehr faszinierend. Auch unser Rezept, wie wir es von zu Hause kennen, spiegelt die Veränderungen wieder, die die Königsberger Klopse vom luxuriösen Sonntagsessen letztendlich zum bodenständigen Alltagsgericht werden ließen.
Bei uns zu Hause wurde für die Zubereitung der Fleischklöße auf die Verwendung von Sardellen oder Heringen komplett verzichtet, weshalb ihr beides in unserem Rezept nicht findet werdet. Auch bereiten wir Hackfleischbällchen am liebsten aus gemischtem Hack vom Rind und Schwein zu. Nun aber genug der Worte, hier kommt unser Rezept für Königsberger Klopse!
Für die säuerliche Geschmacksnote geben wir sowohl Essig, als auch Zitrone in die Sauce – natürlich könnt ihr auch nur das eine oder das andere verwenden. Als Beilagen zu den Königsberger Klopsen harmonieren nicht nur Salzkartoffeln hervorragend, sondern auch Kartoffelpüree oder Reis – tatsächlich können wir uns hier nie entscheiden, was wir am liebsten dazu mögen, das variiert je nach Lust und Laune.
Tipp: Selbst, wenn ihr keine Kapern mögt: Für dieses Gericht solltet ihr auf keinen Fall darauf verzichten, denn sie verleihen den leckeren Fleischbällchen ihren charakteristischen Geschmack. Zur Not gebt ihr sie einfach nur mit in die Sauce, ihr müsst sie ja am Ende nicht essen.
Wenn ihr euch bei diesem Traditionsgericht jedoch eher an die klassische Variante aus Ostpreußen halten wollt, solltet ihr Klopse aus Kalbshackfleisch zubereiten, denen ihr je nach Geschmack etwa 4 gehackte Sardellen beimengt.
Als Beilage reicht ihr dann am besten Salzkartoffeln und eingelegte Rote Bete – das hätte Kant sicher auch geschmeckt! Für welche Variante ihr euch auch am Ende auch entscheidet, die Königsberger Klopse schmecken einfach immer!
Anmerkung: Natürlich nicht ganz ernst gemeint, wir fanden es aber sehr lustig, dass es sogar zu diesem Thema eine eigene Spotify-Playlist gibt. Ein weiterer Punkt auf der Beliebtheitsskala für dieses Gericht würden wir sagen!
Für die Hackfleischbällchen: Das Brötchen in etwas Wasser einweichen, das Brötchen anschließend ausdrücken. Die Zwiebel möglichst fein hacken. Nun beides mit dem Hackfleisch vermengen. Eier und Senf dazugeben, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Sollte die Hackfleischmasse noch zu feucht sein, einfach etwas Paniermehl zum Binden hinzugeben.
Die Hackmasse mithilfe eines Esslöffels portionieren und mit befeuchteten Händen zu Klopsen formen. Die Brühe mit dem Lorbeerblatt erhitzen und die Klopse darin etwa 10 Minuten sanft köcheln lassen. Anschließend weitere 10 Minuten in der Brühe gar ziehen lassen. Die Klopse anschließend herausnehmen und warm halten.
Für die Sauce: In der Zwischenzeit die Butter in einem Topf zerlassen und das Mehl darin anschwitzen. Mit der Hälfte der Brühe ablöschen und kräftig mit einem Schneebesen verrühren, ggf. noch etwas Brühe hinzugeben. Nun die Sahne hinzugeben und alles mit Zitronensaft, 1 Schuss Essig, Zucker, Salz und Pfeffer süßsauer abschmecken.
Fertigstellen: Kapern und Klopse in die Sauce hineingeben und alles noch kurz durchziehen lassen.
Servieren: Die Klopse auf Tellern servieren und nach Belieben mit Petersilie garnieren. Dazu passen Salzkartoffeln, Kartoffelpüree oder auch Reis.
Lust auf mehr traditionelle Rezepte aus Deutschland?
Dann schaut doch mal hier:
Werbehinweis: Dieser Beitrag enthält unsere persönlichen Empfehlungen in Form von Affiliate-Links (mit * gekennzeichnet) und Werbebannern. Wenn du über diese Links oder Banner etwas buchst oder kaufst, erhalten wir eine kleine Provision, ohne dass sich der Kaufpreis für dich ändert – es ist wie ein Beitrag in unsere virtuelle Kaffeekasse! Deine Unterstützung ermöglicht es uns, unsere ganze Leidenschaft in diesen Blog zu stecken und unsere Reise- und Food-Tipps mit dir zu teilen.
Bei meiner Oma gab es auch damals jedes zweites Wochenende standardmäßig Königsberger Klopse! Mein Bruder kommt mich aus dem Ausland besuchen und ich möchte ihm vor allem die Deutsche Küche näherbringen. Dafür suche ich mir noch ein tolles Restaurant heraus.
Liebe Tuula, das klingt wunderbar. Wir essen die Königsberger Klopse auch sehr gerne! Mittlerweile ist es sogar so, dass wir sie öfter für unsere Großeltern kochen, weil diese sie so gerne mögen und selbst nicht mehr so häufig kochen, wie wir. Wir wünschen dir viel Freude bei euerer Familienzusammenkunft und guten Appetit!